Immer wieder tobt in uns ein Kampf. Der Pop-Sänger Chris de Burgh hat ihn in einem seiner Lieder aufgegriffen. Dort heißt es: „It’s the classical dilemma between the head and the heart“ (Es ist das klassische Dilemma zwischen Kopf und Herz). Manchmal versteht unser Kopf, aber unser Herz kommt nicht hinterher. Und manchmal ist es genau umgekehrt.
Wenn es um das Thema Berufung geht, dann tobt dieser Kampf oft gewaltig. Angezettelt wird dieser Kampf durch unsere Identität. Wir denken, wir wären das Ergebnis dessen, wo wir herkommen und was wir erlebt haben. Und diese Identität schränkt uns und vor allem auch unsere Berufung ein.
Wir verstehen mit dem Kopf: Wir sind berufen, aber unsere Identität sagt: „Du ganz bestimmt nicht!“ Öl ins Feuer gießt dann unsere Unsicherheit, die wir im Alltag so gerne verstecken.
Über Jahre hinweg hatte ich das Gefühl: Irgendwann bekommen die anderen heraus, dass du aus der Gosse kommst. Irgendwann zeigen sie mit dem Finger auf dich und sagen dir, dass du nicht dazugehörst, dass du nicht dazugehören kannst, weil du nicht gut genug bist.
Diese Unsicherheit, die aus meiner Prägung durch die Kindheit an mir klebte, war meine Identität. Mit dem Kopf wusste ich, dass ich Gottes Kind war, aber mein Herz kämpfte dagegen an. Folge davon war, dass ich alles dafür tat, dass nie jemand hinter meine Maske schauen konnte.
Ich verbog mich total und versuchte, jemanden darzustellen, der nicht angreifbar war. Wie sollte da eine Berufung von Gott eine Chance haben? Denn mein Innerstes schrie immer wieder auf: „Das kannst du nicht. Das schaffst du nicht. Gott meint dich nicht!“
Die Folge davon war, dass ich äußerlich ein anderer war, als innerlich, dass ich viele Dinge tat, nur um nicht „aufzufallen“ (eben, dass niemand auf die Idee kommen würde, mit dem Finger auf mich zu zeigen). Ich war „produktiv“, ich „leistete“ einiges, aber ich lebte nicht zufrieden und glücklich, weil ich für die Anerkennung von Menschen lebte und nicht meine Berufung, die Gott für mich hatte.
Du hast eine andere Geschichte. Du hast deine eigenen Erfahrungen gemacht, aber vielleicht kennst du auch solche Gefühle. Deine Identität verhindert, dass du deine Berufung lebst. Deine Prägung schränkt dich ein. Deine Gedanken über dich selbst halten dich klein.
Mir wurde irgendwann bewusst, dass wir ständig Gefahr laufen, irgendwelche Etiketten zu tragen, aber dass diese Etiketten eher Ketten sind. Auf meinen Ketten stand zum Beispiel: „Gossenkind“ oder „ungeliebt“. Wir alle können versucht sein, Etiketten zu tragen, vor allem, wenn uns von anderen oder von der Lotterie des Lebens Wunden zugefügt wurden: „missbraucht“, „schikaniert“, „verraten“, „ausgeschlossen“, „deprimiert“, „verwirrt“ „krank“. Du kannst deine eigenen hinzufügen.
Es ist so verlockend, diese Etiketten zu tragen, um mehr Ermutigung und Bestätigung von anderen zu bekommen, die wir natürlich brauchen. Die Gefahr besteht darin, dass die Etiketten klebrig werden und sich an unsere Identität heften. Wir müssen sie ganz bewusst abstreifen, denn unsere wahre Identität ist „Kind Gottes“, und das ist der Punkt, an dem wir frei sind, Gottes Berufung in unserem Leben zu folgen.
Was ist deine Identität und wie unterscheidet sie sich von der, die Gott für dich hat? Gibt es irgendwelche klebrigen Etiketten, die du abstreifen musst, weil sie deiner Berufung im Weg stehen? Was bedeutet es, dass du ein Kind Gottes bist?
Denn das bist du! Und diese unveränderliche Tatsache sollte immer im Zentrum deiner Identität stehen, damit du die Fülle von Gottes Berufung für dich annehmen kannst.
Sei gesegnet!
„Ein neuer Mensch geworden zu sein hat nichts mit dem Verhalten zu tun; es hat einzig und allein mit der Identität zu tun“ (Bob George).